Meditation, Reisen

Drei Erkenntnisse aus meinem Vipassana

Februar 26, 2018

Schweigen ist Gold.

Zehn Tage Schweigen, so gut wie keine zwischenmenschliche Interaktion (auch Gestik und Mimik untereinander waren untersagt) und dennoch steigt von Tag zu Tag die Vertrautheit untereinander. Die gemeinsame Erfahrung verbindet auch hier und am Ende war es so, als würden wir uns alle schon lange kennen. Es braucht manchmal keinerlei Worte. Umso wichtiger, sie weise einzusetzen.

Zeit ist relativ

Das an sich ist nicht neu. Aber ich habe es wirklich erlebt. 24 Stunden sind in meinem alltäglichen Leben manchmal so rasend schnell um, dass ich kaum noch weiss, was ich vorgestern, geschweige denn am letzten Wochenende gemacht habe. In diesen zehn Tagen hieß es: Willkommen in der Ewigkeit. Morgens um 4 Uhr ging der Gong und abends fiel ich um 21 Uhr müde ins Bett. Dazwischen lag ein Tagesablauf, der 10 Stunden Meditation beinhaltete. In den ersten Tagen verging die Zeit so gut wie gar nicht und ich fragte mich mehrmals, ob ich den 10. Tag. jemals erreichen würde. Gleichzeitig erfuhren wir im abendlichen Audio-Diskurs von S.N. Goenka über die Unbeständigkeit (anicca), dass alles entsteht und wieder vergeht. „Wir können nicht in der Vergangenheit leben; sie ist vorbei. Wir können auch nicht in der Zukunft leben; sie ist für immer jenseits unserer Reichweite. Wir können nur in der Gegenwart leben. Wenn wir uns nicht bewusst sind über unsere gegenwärtigen Handlungen, sind wir dazu verurteilt, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen und können niemals die Träume für unsere Zukunft erreichen.“ (S.N. Goenka). Die meiste Zeit beschäftigen wir uns mit den Erlebnissen aus der Vergangenheit oder mit Sorgen über die Zukunft. Wann sind wir wirklich mit unseren Gedanken im Hier und Jetzt?

Das Schweigen war kein Problem

Bevor ich mich für Vipassana entschied und für einen Platz beworben hab dachte ich, dass die größte Herausforderung das Schweigen und die vielen Stunden sitzen werden würden. Zudem kommuniziere ich ständig mit so vielen Menschen und fotografiere fast täglich, dass ich dessen Entzug fürchtete. Aber zu meiner Überraschung: Das Schweigen war kein Problem. Dafür fiel es mir unglaublich schwer, die anderen Schülerinnen (Frauen und Männer waren getrennt untergebracht) nicht ansehen oder anlächeln zu dürfen. Internet, Instagram und Fotografieren fehlte mir dagegen kaum (obwohl ich bei manchen Sonnenaufgängen schon traurig war, diese nicht festhalten zu können). Es ist wirklich so, die schönsten oder intensivsten Momente sind nun in meinem Kopf: und das viel lebhafter, als es auf einem Foto möglich wäre. Ich war überrascht, wie mir jeden Tag neue Dinge, Pflanzen, Besonderheiten auf dem Gelände und in meinem Umfeld bewusst wurden.

Was für mich am schwierigsten war

Am aller schwierigsten war eine Sache für mich, die ich auch im Vorfeld befürchtet hatte: Meinen Freund, meine Familie und Freunde nicht kontaktieren zu können, um zu hören, wie es ihnen geht. So lange ich zurückdenken kann, war es immer möglich, zumindest einen Anruf oder später eine SMS/ WhatsApp zu schreiben. Dies war eine sehr intensive Erfahrung, in der ich lernte, mein eigenes Sorgenkarussell zu stoppen und darauf zu vertrauen, dass alles gut sein wird.

In den ersten Tagen habe ich mich mehrmals gefragt, wie ich auf die verrückte Idee kam, mich für Vipassana zu entscheiden. Am liebsten hätte ich die alten Schülerinnen gefragt, warum sie sich das wieder antaten. Aber, so verrückt es auch ist: Am Ende machte alles Sinn, der strenge Stundenplan, das Schweigen, der Kontakt- und Informationsstopp nach außen. Und inzwischen kann ich mir durchaus vorstellen, in Zukunft wieder diese verrückte Entscheidung zu treffen.

Hast du Fragen zum Vipassana? Hast du schon einmal überlegt, an einem 10-Tage-Kurs teilzunehmen?